Schwimmendes Tarnversteck - Teil 2
Die Weiterentwicklung - Schwimmendes Tarnversteck V2
Das bestehende schwimmende Tarnzelt wurde spontan und aus der Not heraus schnell gebaut, es ist schon sehr effektiv, aber weit von einer perfekten Konstruktion entfernt. Durch das hohe Zelt ist es das Tarnversteck noch einigermaßen geräumig und komfortabel, dafür die Silhouette etwas groß. Etwas nachteilig ist auch die fehlende Rundumsicht, wenn man sich auf Höhe der Kamera befindet. Seitliche Sehschlitze gibt es nur höher oben, kein Wunder, dieses Tarnzelt wurde ja zweckendfremdet und ist nicht für bodennahes Arbeiten konzipiert. Extra Löcher hineinschneiden wollte ich auch nicht unbedingt. Da ich nicht immer das Tarnversteck von einem Einsatzgebiet zum anderen transportieren wollte, musste sowieso ein weiteres gebaut werden.
Gleichzeitig wollte ich eine noch unauffälligere Konstruktion. Der schwimmende Teil wurde ähnlich gebaut wie bei dem "Urmodell", bei gleichem Grundriss (110x110cm), allerdings musste der hintere Querteil wegfallen, ansonsten wäre ein Einstieg in das Versteck bei einem niedrigen Verdeck kaum möglich. Das Ergebnis ist im Prinzip ein U-förmiger Schwimmer. Durch diese Bauform mussten die Eckverbindungen besonders stabil ausgeführt werden, um Verwindungen zu verhindern.
Das Grundgerüst
Die Holzabdeckungen wurden schon angeschraubt, sie dienen zusätzlich der Stabilität, es werden gerade die Dachlatten montiert, als Seitenwände für die Ablageflächen
Besonderes Augenmerk widmete ich einer sehr stabilen
Stativkopfaufnahme. Keinesfalls möchte ich einen Schaden bei meiner
kostspieligen Kameraausrüstung riskieren. Das 600VR samt Gehäuse und
Stativkopf bringt etwa stolze 7kg auf die Waage, durch die große
Baulänge wirken auch starke Hebelkräfte.
Schon seit einigen Jahren liegt
eine für mich unbrauchbare und zu dicke Mittelsäule herum. Die wurde
zerlegt, die nötigen Teile modifiziert, und auf den Holzrahmen
geschraubt. Diese Konstruktion ermöglicht eine stabile Verbindung für
den Stativkopf.
Anfangs überlegte ich mir alle möglichen Varianten für
ein Verdeck, zusammengeschweißte Gestänge als Grundgerüst, usw.
Schließlich entschied ich mich für eine sehr simple aber absolut
funktionelle Version. Es wurden einfach 2 Edelstahl-Rundeisen (6mm)
entsprechend gebogen und gekreuzt auf den Holzteil in passende Bohrungen
gesteckt. Das ermöglicht ein schnelles Auf- und Abbauen in wenigen Sekunden. Das
Verdeck hat damit eine Höhe von ungefähr 80cm.
Hier ist das simple Gerüst für das Verdeck zu sehen. Es fehlen noch die Schwimmkörper auf der Unterseite
Die Zwischenräume wurden mit Styrodur ausgefüllt. Diese schaffen zusätzlich Auftrieb, sobald man sich ganz auf das Tarnversteck abstützt, wenn man zB. den Boden unter den Füssen verliert. Wie man sieht, bin ich bin ein leidenschaftlicher Resteverwerter, die Umwelt wird es danken
Der Schwimmkörper an der Unterseite
An der Unterseite wurden Styrodurplatten befestigt und zwar so, dass das Tarnversteck samt Ausrüstung genügend Auftrieb erhält. Ich halte es für sinnvoll, wenn es für den Notfall auch den Fotografen trägt. Damit das Tarnversteck gut austariert ist und waagrecht schwimmt, wurden vorne wegen des Gewichtes der Kameraausrüstung mehr Platten angebracht. Das lässt sich natürlich sicher alles ganz genau berechnen, ich hab einfach Lage für Lage aufgebracht, bis ich der idealen Auftrieb erreicht war.
Das "nackte" Tarnversteck noch ohne Verdeck. Der schwere Neiger wurde später durch einen kleineren und niedrigeren erstetzt - Abkippsicherungen für Kamera und Objektiv fehlen noch
Über das Gestänge kam als Innenteil für das Verdeck eine zugeschnittene Plane mit ausgesparten Sichtluken seitlich und hinten. Durch die dichte Plane ist sowohl die Ausrüstung als auch der Fotograf einigermaßen vor Regen geschützt.
Jetzt fehlte nur mehr eine ausreichende Tarnung. Diese ließ sich ganz simpel mit einem Tarnnetz herstellen, das einfach darübergelegt wurde.
Fertig war das neue schwimmende Tarnversteck V2!
Das fertige Tarnversteck im Einsatz
In der Kunstoffbox befinden sich Handy, Autoschlüssel, Konverter und eine Bridgekamera samt Wechselobjektiv - mit aufgesetzem Deckel ein wasserdichtes Behältnis
Als sicherer Aufbewahrungsplatz für ein weiteres Gehäuse, Konverter,
Autoschlüssel und sonstigem Kleinkram dient eine Tupperware
Kunststoffbox aus der Küche - zum Glück hat den Diebstahl noch keiner
bemerkt. Selbst wenn das Tarnversteck kentern sollte, würden die
Gegenstände in der wasserdichten und schwimmfähigen Box trocken bleiben.
Außerordentlich gespannt war
ich, wie gut das Tarnversteck in seichten Abschnitten manövrierbar ist.
Wie erwartet, ist es doch um einiges unkomfortabler.
Bald aber
entwickelte ich eine Technik, um mich flach liegend im Seichten
fortzubewegen. So bequem wie das höhere Tarnversteck ist es natürlich
nicht, wenn man im Seichten unterwegs ist.
Die neue Konstruktion bietet
im Vergleich zur Urversion im Einsatz jedoch einige Vorteile. Durch die
Sichtluken hat man eine sehr gute Rundumsicht auf Kamerahöhe. Die
meisten Vorzüge ergeben sich durch die niedrigere Bauform:
Es ist unauffälliger, die
Silhouette ist kleiner, wodurch die Tiere noch
weniger gestört werden. Man kann im Uferbereich und bei Inseln auch
besser unter Ästen und Büschen manövrieren und Unterschlupf finden.
So sieht der "Gefechtsstand" von innen aus, mit Blick nach vorne. Man fühlt sich schon fast wie bei einem Sonderkommando. Die Holzklötzchen links und rechts vom Videoneiger dienen als Abkippsicherung, damit die Ausrüstung nicht ungewollt ins Wasser eintauchen kann. Vorne ist ebenfalls ein Anschlag, der gleichzeitig als Griff dient.
Vom schwimmenden Tarnversteck lassen ich auch durchaus schnelle Szenen
einfangen, meist jedoch versuche ich das Bild bewusst zu komponieren.
Mein favorisierter Stativkopf hierfür ist ein Videoneiger, da er sich
durch die Fluiddämpfung besonders präzise bedienen lässt. Es spricht
aber auch nichts gegen ein Kugelkopf. Mein kardanischer Stativkopf Benro
GH-2 dagegen lässt durch ein zu steiles Gewinde des Feststellschraubens
kaum eine vernünftige Friktionseinstellung an der horizontalen Aches
zu, daher finde ich ihn nicht so ideal. Andere Gimbalköpfe mögen da
besser sein.
Eine Lösung mit einem Bohnensack, den ich an Land sehr gerne einsetze, kommt für mich hier nicht in Frage und erscheint mir viel zu riskant.
Ein Blick von innen nach rechts. Die Sichtluken nach allen Seiten ermöglichen eine optimale Rundumsicht, für mich ein wichtiges Kriterium
Alles
in Allem bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Der Bauzeit beträgt lediglich einige Stunden,die Materialkosten sind überschaubar, in meinem Fall
belaufen sich noch dazu nur auf wenige Euro, da hauptsächlich Restteile aus der
Werkstatt verwendet wurden.
Für mich ist Holz für diesen Zweck ein wunderbarer Werkstoff. Er bietet zusätzlich Auftrieb im Wasser, lässt sich relativ einfach verarbeiten und ermöglicht viele nachträgliche Um- und Anbauten. Bei gutem Umgang hält diese Konstruktion außerdem viele Jahre.
Schwimmendes Tarnversteck Teil 3 folgt in Kürze!
Hier einige Aufnahmen, alle entstanden mit Hilfe eines meiner schwimmenden Tarnverstecke: