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Licht:

  • spitzen Sensor, extrem hohe Auflösung
  • sehr großer Dynamikbereich
  • geringes Rauschen bei hohen ISOs
  • einblendbare Wasserwaage
  • viele Einstellmöglichkeiten
  • robust, wetterfest
  • ausgezeichneter AF


Schatten:

  • geringe Bildfolge, nur 4 Bilder/sec
  • Buffer für Raw etwas klein
  • viele einst gute Objektive zeigen Schwächen
  • große Bilddateien, keine kleinen Nef´s


Nikon D800

02 2014

Schon einige Jahre bilden die Nikon D300 und D700 das Rückrat meiner Fotoausrüstung. Damit lassen sich die meisten Bereiche abdecken. Aber bekanntermaßen ist das Bessere der Feind des Guten. Das Erscheinen der D800 war für mich interessant, allerdings schreckte mich der Preis und die geringe Serienbildfrequenz doch etwas ab. Universeller hätte ich eine schnelle FX Kamera mit 24MP gefunden. Was ich doch faszinierend fand, die D800 würde (abgesehen von der Geschwindigkeit) mehr oder weniger meine D300 obsolet machen, da sie immerhin im DX Crop mit 15MP um 3MP hoher auflöst als die D300. Weiters wurde eine Videofunktion implementiert, damit bräuchte ich kein zusätzliches Gerät für Videosequenzen mitschleppen. Bekannter Weise sinken ja irgendwann die Preise, was dann doch zum Kauf führte.


Erste Eindrücke:

Das Bedienkonzept ist nicht neu, daher gibt es da kaum eine Umgewöhnung, dazugekommen sind die Bedienknöpfe für die Videofunktion. Neu ist auch der Knopf beim AF-Umstellhebel, der bringt einige Vorteile, wenngleich die Position für die AF-Einstellungen immer noch etwas unglücklich ist.Umgewöhnen muss man sich auch den Tasten Qual, ISO, WB, da ist die Taste "BKT" für Belichtungsreihen dazugekommen. Die Anordnung ist jetzt etwas anders, normalerweise verstelle ich blind die ISO, während ich durch den Sucher blicke, auf der gewöhnten Position befindet sich jetzt die"BKT" Taste. Aber das wird auch noch zu schaffen sein. Die Kamera liegt dank der griffigen Belederung sehr gut in der Hand. Robust ist sie Dank Magnesiumgehäuse und Abdichtungen sowieso. Beim AF gibt es keine Probleme, er ist treffsicher und führt auch gut nach. Ein Neuerung finde ich besonders hilfreich, die im Sucher einblendbare Wasserwaage. Schade, dass man sie nur mit einer Taste aktivieren kann und sie nicht dauerhaft angeschaltet werden kann.


Bildqualität:

Der Bildsensor liefert außerordentlich gute Qualität. Die Auflösung kratzt schon am Mittelformatniveau. Der Dynamikbereich konnte gegenüber der D700 gesteigert werden. Es ist erstaunlich, wie viel Bildinformation aus dunklen Bereichen heraus gezaubert werden kann. Auch beim Bildrauschen verhält sich die Kamera sehr positiv. Natürlich verschenkt man bei sehr hohen ISOs Auflösung, bei 36MP hat man dann aber große Reserven. Rechnet man zB. die Bilddateien der D800 auf 12MP herunter, erhält man selbst im hohen ISO-Bereich noch bessere Bildqualität als bei der D700 mit ihren nativen 12MP, und das sind schließlich die Fakten, die zählen. Nun so gut die technischen Daten in der Theorie sind, in der Praxis gibt es doch einige relativierende Faktoren:
1) Welche Objektive können die hohe Auflösung überhaupt bewältigen? Kurze Antwort: nur einige.
Im Telebereich sehe ich das weniger tragisch. Die Superteles wie zB. mein 300AF-I und 600VR harmonieren sehr gut mit der D800. Die Profi-Telezooms wie das 4/70-200VR machen da ebenfalls eine gute Figur. Wenig Probleme machen auch die Makros, die sind auf max. Auflösung und Kontrast ausgelegt. Aber im Weitwinkelbereich wird es leiser. Sehr gut ist das 14-24/2,8, das kommt aber aufgrund der massiven ungeschützten Frontlinse und mangels Filtertauglichkeit für mich nicht in Frage. Das PC-E 3,5/24mm kann man auch noch empfehlen, wenn man über den Schärfeabfall zum Rand bei stärkerem Verschwenken hinwegsieht. Beim 2,8/24-70 oder 4/16-35 gibt es schon Abstriche, die können die 36MP nicht mehr in allen Brennweitenbereichen bis zum Rand umsetzen. Möchte man das vermeiden, bleibt nur mehr das Ausweichen auf teure Zeiss-Objektive. Andererseits muß man da natürlich auch relativieren. Diese Objektive sind auch auf einer D800 nicht schlechter als auf einer D3/D700, nur wird man den Chip der D800 damit nicht ausreizen können, aber zB. selbst bei einer effektiven Auflösung von 24MP erhält man sein sehr detailreiches Bild.
2) Faktor Aufnahmetechnik: Die altbewährten Faustregeln für Mindestverschlusszeiten kann man getrost vergessen. Hat bei der D700 1/100Sek bei einer bestimmten Brennweite gereicht, ist es bei der D800 nun 1/300Sek. Solange man Landschaft vom Stativ aus fotografiert, ist das kein Problem. Bei der Tierfotografie oder Reportage sieht das schon anders aus, die Aufnahmebedingungen bieten nicht immer die optimalen Voraussetzungen, das heißt, es wird schwierig, die theoretisch mögliche Qualität auszuschöpfen.


Hier ein Beispielbild mit 100%Crop 1/2000s F7,1 500ISO und ein Vergleich D700-D800, ebenfalls 100% Crop


In der Praxis:

Bei der Serienbildgeschwindigkeit der Kamera herrschte die größte Skepsis. Reichen die vier Bilder/Sek tatsächlich für Actionszenen aus? Ist der Buffer groß genug? Nach 16 Raws in Folge ist er voll, dann hat man nur mehr gemütliche 1,3Bilder/sek bei einer schnellen SD-Karte. Ideal ist das natürlich nicht. Vor allem wenn der Buffer voll ist, gibt es Situationen, in denen man verzweifelt. Man kann dieses Manko aber teilweise umgehen, indem man auf den 1,2 oder DX Crop schaltet. Dabei verbessern sich diese Werte nicht unwesentlich. Im DX Mode hat man immerhin fünf Bilder/Sek und der Buffer ist erst bei 30 Bildern voll. Bei der Tierfotografie hat man meist etwas "Fleisch" um das Motiv, daher ist die Maßnahme in vielen Situationen absolut brauchbar. Durch die hohe Auflösung der D800 wird eine Festbrennweite mit guter Schärfeleistung sehr flexibel, da man dann die Bilder selbst bei Konvertereinsatz noch etwas croppen kann, bzw. zusätzlich ein DX-Format in der Kamera "eingebaut" hat. Selbst bei 5000 ISO erhalte ich noch für meine Zwecke ausreichende Qualität (wenn auch die Auflösung darunter leidet), wählt man das DX-Format, wirkt sich das Bildrauschen natürlich stärker aus, wie eben bei einer reinen DX Kamera auch. Eines darf man auch nicht vergessen: Die Datenflut ist nicht unerheblich. Die riesigen Daten wollen auch verarbeitet und gespeichert werden, man benötigt schon einen leistungsfähigen PC, damit dieser nicht in die Knie geht. Ist der Einsatz eines DX Objektives an der D800 überhaupt sinnvoll? Für gelegentliche Einsätze sage ich eindeutig ja! Bevor ich mir jetzt irgendein DX Gehäuse kaufe, nur damit ich auch eine kompakte Ausrüstung bei der Hand habe, nehme ich einfach die D800 und schnalle das Nikon DX16-85 darauf, 15MP auf DX ist doch brauchbar!


Die Bilder entstanden auf folgene Weise: Ich war gerade dabei Selzenläufer aus der Nähe zu fotografieren, als plötzlich im Hintergrund die Silberreiher anfingen zu zanken, es blieb kaum Zeit für Bildkomposition oder Konvertermontage. Die Bilder wurden später stark beschnitten, es blieben etwa 12MP über. Dank der 36MP gibt es bei der D800 sehr viel Croppotential, und mit etwas Glück kann man auch solch schnell bewegte Szenen einfangen.


Fazit:

Die D800 bietet einerseits beeindruckende Bildqualität, andererseits ist sie ein Diva, sie erfordert eine saubere Aufnahmetechnik und ist bei den Objektiven wählerisch. Eine Sportkamera wird sie nie werden, aber es lassen sich dennoch Aktionszenen damit einfangen, etwas Weitblick vorausgesetzt. Der gute Nebeneffekt ist, man wird etwas erzogen, nicht wild darauf loszuballern, sondern bewußt den richtigen Moment abzuwarten. Dadurch erspart man sich dann viel Zeit beim Sichten der Bilder.