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Licht

  • hervorragende IR-Eigenschaften
  • kompakt und leicht
  • AF-Motor
  • auch für normale Fotografie verwendbar
  • sehr günstig


Schatten

  • kleiner Monitor
  • keine Fernauslöserbuchse
  • keine Spiegelvorauslösung

Nikon D70 (IR)

09 2007

Mit Begeisterung bestaunte ich schon seit längerem IR-Fotografien. Die veränderte Farbdarstellung führt zu faszinierenden Bildeindrücken, manche Motive kommen erst dadurch so richtig zur Geltung. Das Hantieren mit speziellen IR-Filmen ist ja eine eigene Wissenschaft und eher kompliziert, mit den Digitalkameras ist das dagegen fast ein Kinderspiel. Für mich war klar, dass auch ich mich damit beschäftigen werde. Grundsätzlich ist der Aufnahmesensor empfindlich auf IR-Licht, da aber dieses Lichtspektrum die Bildergebnisse verfälschen und verschlechtern kann, ist meist ein IR-Sperrfilter vorgelagert. Dadurch kommt kaum Infrarotlicht auf den Sensor. Es gibt jedoch einige ältere DSLR-Modelle, bei denen dieser Filter sehr schwach ausgefallen ist, und die daher sehr gut für die IR-Fotografie geeignet sind. Eine dieser Kameras ist die Nikon D70, die in diesem Bereich eine der Besten ist. Sie erschien zwar schon vor fast vier Jahren, dafür kostet sie gebraucht eine Kleinigkeit und ist daher ein idealer Einstieg in die IR-Fotografie.


In der Praxis:

Für die heutigen Verhältnisse (Stand 2007) ist sie natürlich in einigen Punkten überholt, vor allem der kleine Monitor dürfte sogleich auffallen. Für eine Einstiegskamera hat sie aber sehr viele Funktionen, so manche vermisst man bei den aktuellen Einstiegsmodellen, wie zB. der eingebaute AF-Motor, das 2. Einstellrad beim Auslöser und das 2. Display. Es können auch die Akkus der D200/300 oder Fuji S5 verwendet werden. Das Gehäuse ist sehr kompakt und gerade noch nicht zu klein für größere Hände. Die Bedienung ist problemlos, kann aber nicht ganz mit der der Semipro-Kameras verglichen werden, die mehr Tasten für die direkte Anwahl besitzen.

Da ich aber die Kamera hauptsächlich für die IR-Fotografie verwenden möchte, stören mich die Einschränkungen kaum. Schade nur, dass keine Buchse für den Fernauslöser (MC 30) vorhanden ist. Mangels dieser Anschlussmöglichkeit hab ich mir für wenige Euro einen Infrarotauslöser besorgt, der im Einsatz nicht ganz so optimal ist, da sich der IR-Empfänger auf der Vorderseite der Kamera befindet. Bei der neueren D70s gibt es eine Fernauslöserbuchse, die ist aber nicht kompatibel mit dem MC 30. Ein weiteres Manko ist das Fehlen einer Spiegelvorauslösung, dank des weichen Spiegelschlags erreiche ich aber auch bei längeren Verschlusszeiten ausreichende Schärfe.

Um jetzt IR-Fotografie betreiben zu können, benötigt man jetzt nur mehr einen entsprechenden IR-Filter, der vor das Objektiv geschraubt wird. Ich habe mich für den Hoya R72 entschieden, dieser lässt auch noch ein geringes Spektrum sichtbaren Lichtes passieren, wodurch farbige IR-Bilder möglich sind. Das Hantieren mit dem Filter ist naturgemäß etwas umständlich. Die Kamera wird ohne Filter eingerichtet und erst vor der Aufnahme wird der Filter aufgeschraubt (im Sucher ist es dann so gut wie finster). Die Belichtung erfolgt am besten manuell, ein guter Richtwert sind ein bis zwei Sekunden bei f11 und ISO200. Am Histogramm kann man dann gut die Belichtung beurteilen und gegebenenfalls korrigieren. Der Weißabgleich sollte ebenfalls manuell durchgeführt werden.

Um kein Risiko einzugehen, fotografiere ich da immer in RAW, dann kann die Farbtemperatur bequem mit dem entsprechenden Programm gewählt werden. Bedingt durch die lange Verschlusszeit sollte man eigentlich immer mit Stativ arbeiten, Bewegungen am Motiv führen zu Verwischern, die einerseits lästig sind, anderseits aber ansprechende Effekte bewirken können.


Bildqualität:

Darauf möchte ich jetzt nicht genauer eingehen, da für mich die Prioritäten bei dieser Art der Fotografie eher in der Gestaltung und Stimmung liegen. Im Großen und Ganzen bin ich aber sehr überrascht von der guten Bildqualität. Die Kamera ist einfach hervorragend für die IR-Fotografie geeignet, es gibt da kaum eine Bessere, die auch gewöhnliches Fotografieren ermöglicht (ausgenommen spezielle Umbauten).


Fazit:

Die Nikon D70 ist für mich die ideale Kamera für den Einstieg in die IR-Fotografie, auch wenn sie jetzt kein aktuelles Modell mehr ist. Spezielle IR-Kameras (zum Teil nachträglich umgebaut) und LiveView bieten natürlich mehr Komfort, da das Sucherbild dann nicht abdunkelt und kurze Verschlusszeiten möglich sind. Dafür kostet die D70 aber gebraucht nur eine Kleinigkeit und man kann die Kamera natürlich auch gut für herkömmliches Fotografieren einsetzen. Die Motivprogramme machen sie zu einer sehr guten „familientauglichen“ Kamera, die auch von weniger geübten Personen leicht bedient werden kann. Die Bildqualität ist für das Familienalbum mehr als ausreichend.