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Licht

  • robustes Gehäuse
  • großer heller Sucher
  • Bildqualität
  • geringes Bildrauschen
  • schneller AF
  • Bildfolge und Zwischenspeicher
  • intuitive Handhabung
  • viele Einstellmöglichkeiten
  • großer hochauflösender Monitor
  • Energiemanagement


Schatten

  • Verarbeitung Batteriegriff

Nikon D200

12 2005

Kurz vor Weihnachten kam ein Anruf vom Fotohändler, ich könne die D200 abholen. Anfangs hielt ich es noch für einen Scherz, aber es war tatsächlich so. Schon der erste Eindruck war sehr positiv. Das Gehäuse ist schwer, durch die Gummierung sehr griffig und vermittelt Wertigkeit. Das Gefühl kömmt auf, wieder eine solide Kamera in der Hand zu halten, so wie ich es vorher von der analogen Nikon F5 gewohnt war. Denn bisher hatte ich mich in der Digitalfotografie mit der Fuji S2 begnügt, die wie die D100 auf F80-Basis gebaut ist.

Das Gehäuse der D200 wurde komplett neu entwickelt und die Bedienung ist an die D2 Kameras angelehnt. Das nächste angenehme Erlebnis war ein Blick durch den Sucher. Er hat zwar nicht ganz die Größe eines D2-Suchers, aber er ist wesentlich größer und heller, als man es von der D70, D100 und Fuji S2 gewohnt ist. Im Sucher ist nun eine ISO-Anzeige - sehr praktisch. Auch der Verschluss hat keine Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger. Er hat keine spürbare Verzögerung, einen satten und dennoch nicht aufdringlichen Klang und schafft immerhin fünf Bilder/Sek. Die zwei Bilder/Sek der Fuji sind für viele Situationen in der Tierfotografie einfach zu wenig. Jedenfalls bin ich alles in allem sehr positiv über die Neuerscheinung von Nikon überrascht.

Doch dann kommt ein kleiner Dämpfer: Der dazugehörige Hochformatgriff MB-D200. Sehr viel Plastik und irgendwie lieblos gefertigt. Der Akkudeckel sieht nicht gerade robust aus, schließt nicht einwandfrei und bietet dem Daumen bei Hochformataufnahmen keine angenehme Auflage. Er ist für meine Begriffe überhaupt etwas klobig geraten. Man braucht da schon große Finger. Punkto Ergonomie ist der Griff der Konica Minolta 7D weit besser, da hätte sich Nikon etwas abschauen können, anstatt sich den Griff der D100 als Vorbild zu nehmen. Das nächste Unangenehme ist die Rändelschraube zum Befestigen an der Kamera. Sie hat zwar eine vorbildliche Getriebeuntersetzung, um eine festere Verbindung zu ermöglichen, aber diese Schraube ist so schmal, dass ein Festziehen mit gewissen Fingerschmerzen verbunden sein kann. Durch die Gummiauflage auf der Kameraunterseite (grundsätzlich ein Vorteil) kommt es zu einem sehr leichten Spiel zwischen Kamera und Griff. Ich finde das allerdings nicht allzu tragisch, denn beim Einsatz von schweren Objektiven am Stativ verwendet man ohnehin die Stativschelle, bei leichten Objektiven fällt das Wackeln nicht ins Gewicht. Glücklicherweise sind am Griff alle wichtigen Bedienelemente vorhanden, neben dem Auslöser die zwei Einstellräder und eine AF-Starttaste, die sich auch für bestimmte andere Funktionen programmieren lässt.

Vorbildlich ist das Akku-Management. Beim Einsatz von zwei EN-EL3e Akkus erfolgt die Endladung hintereinander, daher werden nicht beide gleichzeitig verbraucht. Auch der Einsatz von AA Metallhydrid-Akkus funktioniert sehr gut. Beim Hochformatgriff hab ich den Eindruck, den Konstrukteuren sind da guten Ideen ausgegangen, die sie bei der D200 noch hatten, aber ich möchte ihn dennoch nicht missen, auch wenn er nicht der Qualität der D200 entspricht. Er bietet auch bei Querformataufnahmen einen besseren Halt und man hat die Option auf eine billigere Stromversorgung durch AA-Akkus.


Im Einsatz:

Da mir so eine Kamera nur als Spielzeug zu teuer ist, habe ich sie gleich ausgiebig auf Herz und Nieren geprüft. Sehr schnell habe ich mich in die durchdachte Bedienung eingearbeitet. Es gibt viele Einstellknöpfe für die aufnahmerelevanten Einstellungen, dadurch ist schnelles und intuitives Arbeiten möglich, ohne ständig im Menü herumzuirren. Das Menü, das anfangs etwas aufgebläht wirkt, ist jedoch logisch aufgebaut und verbirgt unzählige, aber wirklich sinnvolle Einstellmöglichkeiten und Informationen. Folgende Dinge finde ich unter anderem sehr praktisch:

  • veränderbare Parameter für die Bilddarstellung und Bildqualität
  • Feinabstimmung der Belichtung in 1/6 Stufen, eine Art Eichung, nicht zu verwechseln mit einer Belichtungskorrektur
  • sehr anpassungsfähiger AF, es lässt sich das Lock-On reduzieren und sogar ausschalten, macht den AF etwas schneller
  • genaue Statusanzeige des bzw. der Akkus in Prozent und Anzeige der bereits mit einem Akku getätigten Auslösungen

Auch bei der Blitztechnik hat sich einiges verbessert. Zwar hat die Kamera nicht 1/500 Blitzsynchronzeit wie die D70, sondern 1/250, bietet aber dafür das automatische Highspeedblitzen bis 1/8000. Nun kann man endlich auch bei strahlender Sonne und offener Blende aufhellen, das hilft auch beim Einsatz von starken Teleobjektiven in der Tierfotografie. Man ist nicht mehr an die Synchronzeit gebunden, bei gewissen Einbussen der Leitzahl. Durch die i-TTL-Blitzmessung ist die Belichtung viel genauer. Man kann ohne Probleme auch bei 1600ASA blitzen. Neu ist auch der Multi-Cam 1000 Autofocus. Er ist gegenüber dem alten Fünf-Punkt-AF der D70/D100/Fuji viel exakter und schneller. Es lässt sich damit auch bei beweglichen Motiven sehr gut arbeiten, zumal er sich für die verschiedensten Aufnahmesituationen anpassen lässt. Nur bei sehr wenig Licht und sehr schnellen Bewegungen ist nach wie vor der AF der D2 Kameras mit den neun Kreuzsensoren überlegen.

Eine weitere Neuerung ist eine praxisnahe Spiegelvorauslösung. Ein wichtiges Hilfsmittel, wenn man so wie ich in der Tierfotografie oft mit 500mm und Konverter bei wenig Licht arbeitet. Der Bufferspeicher schafft nun bei JPG 37 bzw. bei RAW 22 Bilder in Folge, was will man mehr. Was die Kälteempfindlichkeit angeht, kann die D200 schon einiges wegstecken. Durch die weiche, wärmende Gummierung liegt sie bei niedrigen Temperaturen auch ohne Handschuhe angenehm in der Hand. Ich habe auch noch bei frostigen -15 Grad ohne Probleme im bayerischen Wald fotografiert, da allerdings mit Handschuhen. Einzig der mittlere Taster der Wippe, mit dem man im Wiedergabemodus schnell einen Bildausschnitt wählen kann, streikte (wurde später vom Nikon-Service unter Garantie getauscht). Aber das soll ihr verziehen sein. Mit einem Akku schaffte ich bei Minusgraden immerhin 350 Aufnahmen, mit den AA-Akkus über mehrere Tage verteilt sogar 700.

Damit bin ich auch schon zum viel diskutierten Thema Stromversorgung übergangen. Auch ich war anfangs etwas über den Stromverbrauch enttäuscht, da Nikon von bis zu 1600 Auslösungen spricht. Die sind in der Praxis nur schwer zu erreichen, hängt von vielen Faktoren ab, alleine der häufige Einsatz des großen und hochauflösenden Monitors macht da einen Strich durch die Rechnung. Aber im Fotoalltag sind für mich auch 700 Aufnahmen pro EN-EL3e Akku bei normalen Temperaturen vollkommen ausreichend, mit AA-Akkus im Hochformatgriff schafft man ohnehin noch mehr.


Bildqualität:

Zehn MP sind ja eine ganze Menge, feinste Details können dadurch eindrucksvoll wiedergegeben werden. Da ich aber schon mit sechs Megapixeln sehr zufrieden war, ist für mich der Zugewinn von vier MP zwar erfreulich, vor allem bei Ausschnittvergrößerungen, aber andere Eigenschaften sind mir viel wichtiger wie Bildrauschen, Dynamikumfang, Farbdarstellung und Weißabgleich. Das Bildrauschen konnte wesentlich minimiert werden. Das störende Farbrauschen ist fast nicht vorhanden, nur Helligkeitsrauschen, das eher in den dunklen Bereichen sichtbar ist. Man erhält auch noch mit 1600 ASA gute Bildergebnisse. Im Vergleich zur Canon 20D und Fuji S3, beide sehr rauscharme Kameras, war das Bildrauschen der D200 bei 1600 ASA und normaler Rauschunterdrückung subjektiv etwas höher, aber sowohl bei der Canon als auch der Fuji gehen dafür mehr Details verloren. Mit entsprechender Entrauschungssoftware lässt sich bei der D200 durch die dezente Rauschunterdrückung noch viel rausholen. Die Unterschiede sind in der Summe so gering, dass sie für die Praxis irrelevant sind. Für mich ist das Thema Bildrauschen dadurch bald Geschichte, da kann sowieso schon lange kein Film mehr mithalten.

Der automatische Weißabgleich funktioniert hervorragend, auch Lichtstimmungen werden sehr natürlich und authentisch wiedergegeben. Nur bei Kunstlicht gibt es Schwächen, hier tun sich allerdings die meisten Kameras schwer. Bei Hauttönen ist die Wiedergabe exzellent. Kontraste kann die D200 gut bewältigen, wobei hier auch schon die Fuji S2 auf gleichem Niveau war.


Fazit:

Die D200 ist die von mir langersehnte semiprofessionelle Kamera, die mir endlich genügend Geschwindigkeit für die Tierfotografie und auch andere Anwendungen bietet. Die Bildqualität ist generell ohnehin schon auf sehr hohem Niveau. Da sind eher die Objektive die Schwachstellen, und hier lohnt es sich auch, entsprechend zu investieren. Der Sucher ist hervorragend hell und groß. Das Gehäuse robust und abgedichtet. Die Kamera ist durch die vielen Einstellmöglichkeiten sehr gut auf individuelle Situationen und Bedürfnisse zu trimmen. Ein richtiges fotografisches Werkzeug eben, für den ambitionierten Amateur genauso interessant wie für den Profi als Zweitgehäuse. Der Hochformatgriff wäre verbesserungswürdig, er ist aber trotzdem in mehrerer Hinsicht als sinnvolles Zubehör zu betrachten, und ich sehe es auch im Vergleich zur D2X als Vorteil, wenn ich der Kamera bei Bedarf den Batteriegriff abnehmen kann. Auf jeden Fall kann ich nur sagen: Danke Nikon, das Warten hat ein Ende!