Licht
- ausgezeichnete Abbildungsleistung schon bei F4
- konvertertauglich (vor allem TC14 und TC17)
- super verarbeitet, robust
- ausgezeichnete Handhabung
- blitzschneller AF
- ein Eingreifen in AF möglich
- VR
- guter Nahbereich
Schatten
- VR am Stativ nicht immer optimal
- Original-Stativfuß instabil
AF-S Nikkor 500mm 1:4 G ED VR
02 2009
Schon seit längerem überlegte ich, in eine neue Supertelebrennweite zu investieren. Ich schwanke zw. 500mm u. 600mm. Das Sigma 4,5/500 ist zwar von der Abbildungsleistung zufriedenstellend, aber die Einschränkungen im Konverterbetrieb (AF) störten mich doch ein wenig. Und ein Bildstabilisator kann auch nicht schaden. Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich schließlich für das 4/500VR
Erster Eindruck:
Zuerst muss das Objektiv vom schmucken und äußerst stabilen Koffer getrennt werden, der aber irgendwie unpraktisch ist und daher bald Staub am Dachboden sammeln wird. Das Supertele wirkt äußerst robust, lässt punkto Verarbeitung keine Wünsche offen. Die Sonnenblende aus Karbon ist nicht mehr so ein langes Ungetüm wie beim Vorgänger, aber trotzdem ausreichend lang, um die Frontlinse vor Streulicht zu schützen. Es ist deutlich größer als das 4,5/500 Sigma, aber dennoch führig und tragbar.
In der Praxis:
Ich habe in der Begeisterung sogleich eine Kamera auf das Objektiv geschnallt und ein wenig herumgespielt. Der AF ist wirklich unwahrscheinlich schnell und findet auf Anhieb die Schärfe. Möchte man manuell scharfstellen, lässt sich das wunderbar mit dem geschmeidig laufenden Fokussierring machen. Auf der Seite gibt es unzählige Schalter. Sehr gut wurde die Aktivierung des Bildstabilisators gelöst, ein drehbarer und verriegelbarer Ring am Tubus. Dadurch kann man den VR blind ein- oder ausschalten, und ein versehentliches Umschalten ist so gut wie ausgeschlossen. Dann gibt es den AF-Modus Schalter. Die A Betriebsart wurde durch den neuen A/M Modus ersetzt, was mir sehr gut gefällt. In diesem Modus werden ganz leichte und unbeabsichtigte Bewegungen am Fokussierring ignoriert, nur bei normalen Bewegungen des Rings lässt sich in den AF eingreifen. Mit einem weiteren Schalter kann man den Fokussierbereich begrenzen, und dann gibt es die Möglichkeit, beim VR zwischen „Normal“ und „Tripod“ zu wählen. Dann lassen sich noch die AF-Stopptasten programmieren und der dazugehörige Ton ein- oder ausschalten. Also allerhand Technikspielerei, die sich aber im Einsatz als durchaus nützlich erweisen kann. Eigentlich gibt es bei der Verarbeitung nichts zu meckern - ja - bis auf den leider gewohnt mittelmäßigen Stativfuß. Dieser steht ziemlich weit weg vom Tubus und ist daher nicht unbedingt stabil. Zum Glück gibt es da bessere Lösungen von Fremdfirmen, und ich hab daher als erste Modifikation den originalen Fuß abgeschraubt und ihn gegen den niedrigeren Kirk LP-47 ausgetauscht. Das Objektiv lässt sich damit genauso angenehm tragen, und als Bonus hat er eine eingefräste Arca-Swiss Aufnahme. Als zweite Modifikation hab ich dem Objektiv ein Lenscoat als Schutzkleid gegönnt. Damit ist das Tele gegen mechanische Gewalteinwirkung geschützt, es ist angenehm anzugreifen (vor allem im Winter), und natürlich etwas besser getarnt. Eine sehr spannende Frage für mich war, wie nun der Bildstabilisator funktionieren würde. Egal ob Freihand, aufgelegt, vom Einbein oder leichten Stativ, die Ergebnisse waren doch positiv. Die Ausbeute an scharfen Bildern bei kritischen Verschlußzeiten ist einfach deutlich höher. Anders vom stabilen Stativ. Da bringt der VR nur kaum etwas. In kritischen Zeiten sind die Bilder mit entsprechender Aufnahmetechnik (Spiegelvorauslösung, Kabelauslöser) meist etwas schärfer als mit VR. Der Bildstabilisator dürfte hier das letzte Quäntchen Schärfe nicht rausholen können. Ist man natürlich gezwungen ohne Spiegelvorauslösung zu arbeiten, kann der VR aber auch vom stabilem Stativ hilfreich sein.
Optische Eigenschaften:
Ein Grund für das 4/500VR war natürlich die Bildqualität. Da erhoffte ich mir doch eine Steigerung. Zu meiner Freude ist die Kontrast- und Schärfeleistung bei offener Blende besser als beim Sigma, das an der D300 bei f4,5 doch etwas kontrastarm ist. Die Bilder vom Nikkor sehen schon bei f4 knackscharf und kontrastreich aus. Die Offenblendqualität ist mir besonders wichtig, da ich gerne maximal freistelle (zB. Gehege) bzw. die Lichtsituation oft nichts anderes zulässt. Selbst mit Konverter sind die Ergebnisse da sehr gut. Ab f5,6 zieht das Sigma aber wieder gleich, das Nikkor hat einen etwas höheren Kontrast, aber dafür hat das Sigma einen Hauch mehr Auflösung. Hier sieht man, dass sich das wesentlich günstigere Sigma punkto Bildqualität keineswegs zu verstecken braucht. Mit dem TC-14 an einer D300 gibt es kaum Einbußen in der Bildqualität, und auch der TC17 ist noch empfehlenswert. Beim TC20 lässt vor allem der Kontrast etwas nach, und durch den ständigen Backfokus macht der Einsatz nicht so richtig Freude. Ich werde einmal einen anderen TC20 testen, vielleicht komme ich da zu einem besseren Ergebnis. Interessanterweise war beim manuellen Fokussieren mit dem 2x Konverter das Nikkor meist eine Spur schärfer als das Sigma. Mit dem legendären AF-I 2,8/300, das selbst mit dem TC20 noch sehr gut einsetzbar ist, kann im Konverterbetrieb aber keines der beiden 500er mithalten. Eine D700 bzw. D3 verträgt die Konverter klarerweise besser, da hier vom Objektiv weniger Auflösungsvermögen abverlangt wird, hier würde der TC20 noch durchaus Sinn machen, abgesehen vom lästigen Backfokus. Besonders beeindruckt hat mich weiters die Hintergunddarstellung. Ein derart cremiges und gefälliges Bokeh ist mir beim Sigma nicht aufgefallen. Auch die authentische Farbdarstellung ist sehr ansprechend. Auf DX habe ich bei manchen Aufnahmen mit f4 eine leichte Vignettierung bemerkt, was mich aber nicht sonderlich stört, auf DX gibt es so gut wie keine Randabschattung.
Fazit:
Das 4/500VR ist kein billiges Spielzeug, und es wird bei mir einige Jahre dauern, bis sich dieses Supertele amortisiert hat. Dafür habe ich aber ein wirklich erstklassiges und zuverlässiges Werkzeug. Neben dem VR wurden einige Dinge verbessert, wie zB. die kürzere Gegenlichtblende, die neue A/M Fokussierbetriebsart oder der bessere Nahbereich. Anscheinend hat mich Nikon da erhört. Nur die etwas ungünstige Stativschelle ist geblieben. Der AF ist blitzschnell und bleibt richtig am Motiv kleben, selbst mit Konvertern, was beim 4,5/500 Sigma nicht so gut funktioniert. Die Bildqualität ist schon bei Offenblende fantastisch, Abblenden bringt kaum mehr Steigerung, und auch mit dem TC14 und TC17 bekommt man selbst an einer D300 noch tadellose Ergebnisse. Ein weiterer Vorzug ist der Bildstabilisator. Am Stativ ist er zwar nur bedingt empfehlenswert, in vielen Situationen aber sehr hilfreich, und das Objektiv kann flexibler am Einbein, oder einfach nur aufgelegt, eingesetzt werden. Es ist etwas schwerer und größer als das Sigma, aber das nehme ich für die Summe an Vorzügen des Nikkors gerne in Kauf. In Verbindung mit einer DX und FX Kamera ist das 4/500VR eine sehr vielseitige Kombination in der Tierfotografie, sowohl für Wildlife als auch im Gehege.
Hier einige Beispielaufnahmen, sehr oft war dabei auch der TC-14E im Einsatz: