Nikkor18-200-2.jpg

Licht

  • sehr gute Abbildungsleistung
  • schneller AF
  • Bildstabilisator
  • Fassung eingermaßen stabil
  • kompakt


Schatten

  • Verzeichnung
  • Vignettierung bei Offenblende

AF-S Nikkor DX VR 18-200mm 1:3,5-5,6 G ED

10 2007

Normalerweise sind Superzooms mit Vorsicht zu genießen, was die Bildqualität angeht. Deshalb werden sie nicht ohne Grund auch "Suppenzooms" genannt. Der Kompromiss, sämtliche Brennweiten in einem Objektiv unterzubringen, kostet doch meist deutlich Bildqualität. Das Dumme ist nur, praktisch ist so ein 11-fach Zoom schon einigermaßen. Ein 18-200mm Zoom (entspricht 27-300mm auf Kleinbild) kann vor allem auf Reisen von Vorteil sein. Häufiges Objektivwechseln spart man sich in diesen Situationen auch, das führt wiederum zu weniger Staub im Sensor, besonders nützlich in sandigem und staubigem Gebiet. Eben aus diesen Gründen interessierte ich mich für dieses Objektiv. Die Frage ist nur, hat Nikon es mit dem 18-200 VR geschafft, ein Objektiv zu konstruieren, das diesem schlechten Ruf nicht gerecht wird?


Im Einsatz:

Mein erster Eindruck ist durchwegs positiv. Die Abmessungen sind äußerst gering für den Brennweitenbereich und die Lichtstärke. Zwar ist die Außenfassung aus Kunststoff, trotzdem wirkt sie stabil, und der innere Tubus ist noch dazu aus Metall. Der Zoomring läßt sich geschmeidig drehen, nur wenn das Objektiv nach oben zeigt, ist es im Bereich von 70-135mm etwas schwergängig. Will man verhindern, dass die Linse selbständig herauszoomt, während sie samt Kamera umgehängt ist, sollten 18mm eingestellt werden, dann gibt es zumindest bei meinem Exemplar kein Herausfahren. Der Ring zum manuellen Fokussieren ist wieder einmal etwas schmal geraten, dafür läuft er satt und ohne Spiel. Dank AF-S funktioniert das Fokussieren sehr zügig und der AF findet sicher die Schärfe. Etwas schwer tut sich der AF nur im Telebereich bei sehr wenig Licht. Angenehm ist auch die Möglichkeit, jederzeit in den AF eingreifen zu können. Die Naheinstellgrenze beträgt gute 50cm, das ergibt bei 200mm einen Abbildungsmaßstab von 1:4,5. Bedingt durch die Innenfokussierung wird die Maximalbrennweite nur gegen Unendlich erreicht. Im Nahbereich ist die tatsächliche Brennweite viel kürzer, auch wenn auf 200mm eingestellt ist. Bei 3m Motivabstand sind es ungefähr 135mm. Ein wesentlicher Pluspunkt ist der eingebaute Bildstabilisator der 2. Generation. Vorweg möchte ich gleich betonen, dass dieser niemals zur Gänze Lichtstärke ersetzen kann, er ist vielmehr ein Stativersatz. Das bringt bei bewegten Situationen natürlich herzlich wenig. Anders verhält es sich aber bei statischen Motiven. 200mm erfordern normalerweise schon eine sehr kurze Verschlußzeit, um ein Verwackeln zu vermeiden. Ebenso kann der VR für Innenaufnahmen nützlich sein (zB. in Kirchen). Schaltet man den Bildstabilisator ein, ist ein leichtes Klacken zu hören, ebenso wenn er sich wieder ausschaltet. Während der VR arbeitet, ist nur ein sehr leises Surren zu vernehmen. Es gibt zwei VR-Einstellungen. Einmal die Stufe "Normal" für die meisten Situationen. Schwenks und der Einsatz am Stativ werden automatisch erkannt. Dann gibt es noch den "Active"-Mode, der ist für eine gleichmäßige Vibration gedacht, zB. wenn aus dem fahrenden Auto fotografiert wird. Die Bildstabilisierung soll laut Hersteller eine um bis zu vier Blendenstufen längere Verschlußzeit bringen, ich würde in der Praxis eher von bis zu drei Stufen sprechen. Bei mir sind die Ergebnisse etwas unterschiedlich. In den meisten Fällen sind bei längeren Verschlußzeiten die Fotos mit VR schärfer, es kommt manchmal aber auch vor, dass sie bei eingeschaltetem VR unschärfer sind. Deshalb ist es ratsam, bei kritischen Belichtungszeiten gleich mehrere Aufnahmen hintereinander zu machen.


Optische Eigenschaften:

Zu meiner Überraschung ist die Abbildungsleistung verblüffend gut. Selbst bei Offenblende ist Auflösung und Kontrast in Ordnung. Zum Rand wird es etwas weicher, vor allem von 50 -200mm. Abblenden verbessert die Werte nochmals, vor allem am Rand. Die beste Leistung hat es zwischen Blende acht und elf. Rein von der Schärfeleistung steht es dem 2,8/17-55 nur wenig nach. Etwas anders sieht es bei der Vignettierung aus. Die ist bei Offenblende deutlich sichtbar, aber dennoch für ein so weitgespanntes Zoom akzeptabel. Das wurde vor allem durch den speziellen Bildkreis erreicht, der eigentlich kein Kreis, sondern eher ein gewelltes Rechteck ist (zu bemerken, wenn das Objektiv an eine D3 oder analoge Kamera ansetzt wird). Aber schon bei Blende acht ist die Randabschattung nur gering und bei Blende elf so gut wie nicht mehr sichtbar. Etwas schwieriger ist es mit der Verzerrung, die lässt sich durch Abblenden leider nicht beheben. Bei 18mm ist sie tonnenförmig und wird im Telebereich kissenförmig. Da sie aber zum Teil leicht wellenförmig ist, lässt sie sich nachträglich nur schwer mit Software entfernen. Für Naturaufnahmen wird das weniger stören. Anders ist es in der Architekturfotografie, aber dafür wurde das 18-200 auch nicht konzipiert. Trotz der vielen Linsen ist das Gegenlichtverhalten gut. Selbst wenn direkt ins Licht fotografiert wird, sind Geisterbilder kaum zu entdecken. Genauso verhält es sich mit den Farbfehlern, hier wurde gut korrigiert.


Fazit:

Nikon ist hier wieder einmal ein guter Wurf gelungen. Ein ideales "Immerdrauf" für Personen, die nicht gerne Objektive wechseln. Aber selbst Fotografen mit hohen Ansprüchen werden mit diesem Objektiv zufrieden sein, wenn beispielsweise auf Reisen Flexibilität und niedriges Gewicht eine große Rolle spielen. Wird entsprechend abgeblendet, ist die Bildqualität auf hohem Niveau. Das einzig störende könnte die spezielle Verzerrung sein. Dafür gibt es als Draufgabe den Bildstabilisator, der das eine oder andere Bild auch noch ohne Stativ retten kann.