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Licht

  • Bildqualität
  • niedriges Bildrauschen
  • sehr natürliche Hauttöne
  • 2. Display auf Rückseite
  • zwei Speicherschächte


Schatten

  • langsame Bildfolge
  • Auslöseverzögerung
  • kleiner Sucher
  • doppelte Stromversorgung

Fuji Finepix S2

05 2003

Bei meiner Kombi Nikon F5 und Sigma 4,5/500mm habe ich bei Vogelaufnahmen meist mit zwei Dingen zu kämpfen gehabt: Verwacklungsprobleme und zu kurze Brennweite. Meist belichtete ich auf 100 ASA Diafilm. Auf dem Digitalsektor gab es noch keine echten und leistbaren Alternativen. Die Nikon D1 war extrem teuer und die 2,6 Megapixel nicht gerade berauschend. Dann probierte ich den 400 Provia, um kürzere Verschlusszeiten zu erwirken.
Der hat mich auch nicht gänzlich überzeugen können. Schließlich brachte Nikon die D100 und Fuji die S2 auf den Markt. Der Preis dieser Kameras, die auf F80 Gehäuse basieren, war mit ca. je 2500 Euro auch nicht gerade eine Kleinigkeit. Einmal konnte ich beim Fotohändler eine Fuji S2 begutachten. Der erste Schock war der kleine Sucher, dann störten mich die langsame Serienbildgeschwindigkeit und das Kunststoffgehäuse. Wenn man eine F5 gewöhnt ist, erklärt sich vielleicht der Eindruck. Als ich später ein Bild zu sehen bekam, gemacht mit der Fuji S2 bei 1600 ASA, war ich begeistert. Selbst mit einem 800 ASA Negativfilm wäre diese Bildqualität nicht möglich gewesen. Wie es dann die S2 gebraucht zu einem moderaten Preis gab, schlug ich nach langem Hin- und Herüberlegen schließlich zu.

Eine D100 kam aus mehreren Gründen nicht in Frage: Das D-TTL verlangt neue Systemblitze (bei der D100 funktioniert das Blitzen trotz neuerem System eher schlechter als bei der S2), es ist keine Synchronbuchse und schnelle Firewire-Schnittstelle vorhanden, und - was am wichtigsten war - die Bildqualität kann nicht mit der S2 mithalten.

Im Einsatz:

Das Polycarbonatgehäuse wirkt zwar etwas minderwertig, liegt aber gut in der Hand und kann auch einiges wegstecken. An den kleinen Suchereinblick, das sogenannte "Mausekino" habe ich mich zwangsläufig bald gewöhnt.
Die 1,5-fache Brennweitenvergrößerung kam mir in der Tierfotografie sehr entgegen. Das 4,5/500 mutiert zu einem 4,5/750, das 2,8/80-200 zu einem 2,8/120-300. Der AF ist zumindest bei einem Objektiv mit Ultraschallmotor recht schnell, beim Stangen-AF wird es allerdings etwas gemütlich. Der Verschluss hat eine etwas störende Auslöseverzögerung, ist dafür aber äußerst leise und vibrationsarm. Ein witziges Detail ist der Drahtauslöseranschluß. Lieber wäre mir allerdings die Buchse für den fortschrittlicheren Kabelauslöser.
Die Kamera lässt sich gut bedienen und man benötigt kaum das Menü. Außerdem gibt es auf der Rückseite einen zweiten Monitor, der über wichtige Kameraeinstellungen informiert. Unter der Speicherkartenbdeckung sind zwei Schächte versteckt, der eine für Compact Flash Typ I und II, der andere für Smardmedia. Zweiterer ist gut für den Notfall, allerdings gibt es diese Speicherkarten nur bis 128 MB. Fasziniert hat mich die Möglichkeit der sofortigen Bildkontrolle. Ein kurzer Blick auf den Monitor reicht, um Fehlbelichtungen zu erkennen und entsprechend zu korrigieren. Auch die Bildschärfe kann grob beurteilt werden. Bei blitztechnisch schwierigen Situationen ist die Kontrollmöglichkeit ebenfalls sehr hilfreich. Endlich brauchte ich keine teuren Diafilme zu kaufen, bei denen ich mir aus Kostengründen jede Auslösung überlegt hatte.
Fotografiert man im RAW-Format, lässt sich der Weißabgleich auch nachträglich einstellen, und man kann auch gut die Belichtung optimieren. Eingescannte Dias lassen da weit weniger Spielraum für Bearbeitung zu und haben einen geringeren Kontrastumfang. Etwas lästig ist die doppelte Stromversorgung. Neben den vier AA-Akkus werden auch zwei CR123A Lithiumbatterien benötigt, die nach ca. 1000 Aufnahmen getauscht werden müssen. Ohne diese verweigert der eingebaute Blitz seine Dienste, und die AA-Akkus sind schneller entladen. Da mich diese Einschränkungen nicht sehr stören, arbeite ich meist ohne die Lithiumbatterien. Beim Blitzen gibt es im Nahbereich und ab 800 ISO Tendenzen zur Überbelichtung. Dank Monitor kann das schnell korrigiert werden. Im Vergleich zu den anderen in dieser Zeit erhältlichen DSLRs ist die Blitzmessung allerdings noch eine der genaueren.


Bildqualität:

Sechs Megapixel Auflösung klingt gegen die angeblichen theoretischen 20 Megapixel beim Diafilm nicht viel, nur die Praxis spricht eine andere Sprache. Ich kann keinesfalls behaupten, dass bei der S2 weniger Details wiedergegeben werden - ganz im Gegenteil, so scharfe Aufnahmen sind mir mit dem Diafilm nur selten gelungen. Ausbelichtungen in Postergröße sind überhaupt kein Problem. Der Sensor kann auch Kontraste sehr gut bewältigen - besser als ein Dia. Nur in hellen Bereichen kann es zu ausgefressenen Lichtern kommen, da empfiehlt sich eine leichte Unterbelichtung, denn dunkle Bildpartien lassen sich nachträglich am PC gut aufhellen. Die Darstellung der Hauttöne ist hervorragend. Der Chip besitzt wabenförmige Pixel, durch diese spezielle Anordnung entspricht die Auflösung eher acht MP, verglichen mit herkömmlichen DSLRs . Die Kamera rechnet übrigens bei jeder Aufnahme auf 12 Mio. Bildpunkte hoch, und dann wieder auf die eingestellte Auflösung zurück, das dürfte die Bildqualität etwas verbessern. Ein Riesenvorteil ist die tolle Bildqualität bei hohen Isowerten, das beherrscht die Fuji besonders gut. Bis 400 ASA ist es überhaupt kein Problem, ab 800 ASA wird das Bildrauschen sichtbarer, aber die Farbsättigung ist immer noch erstaunlich hoch. Hier gewinnt man bei der Tierfotografie doppelt. Einerseits bewirkt der Verlängerungsfaktor in vielen Fällen mehr Lichtstärke (durch Verzicht auf Konverter), anderseits lässt sich bei gleicher Qualität leicht um 1 Stufe höherempfindlich fotografieren als beim Film. Leider sind nicht alle bisherigen Objektive für eine Digitalkamera geeignet. Vor allem Weitwinkellinsen und Telezooms produzieren manchmal matschige Bilder oder hässliche Farbsäume. Selbst einst hochwertige Nikkore sind da betroffen. Ich merkte bei meinem alten Sigma 4,5/500mm (noch kein EX) störende Bildfehler in Form von chromatischer Abberation. Zu dieser Zeit bestand generell auch noch ein Mangel an geeigneten Weitwinkel- und Standartzooms. Denn ein 28-70mm entspricht durch den kleineren Aufnahmesensor einem 42-105mm.


Fazit:

Der Einstieg in die Digitalfotografie hat sich auf jeden Fall gelohnt. Trotz der erwähnten Einschränkungen des Gehäuses (wünschenswert wäre vor allem mehr Geschwindigkeit) sind mir in der Summe bessere Aufnahmen gelungen als mit einer analogen Kamera. Vor allem die Brennweitenverlängerung und die gute Qualität bei hohen Empfindlichkeiten kommen meiner Arbeitsweise sehr entgegen.