200-500-2.jpg

Licht

  • phänomenale Abbildungsleistung
  • voll offenblendtauglich
  • konvertertauglich
  • robust
  • relativ leicht
  • schneller AF
  • Eingreifen in AF möglich
  • extrem wirksamer VR


Schatten

Es gibt einfach nix zu meckern!

    AF-S Nikkor 200-500mm 1:5,6E ED VR

    01 2016

    Vor nicht allzu langer Zeit hat das Tamron 150-600mm im Bereich der langen Telezooms gehörig aufgemischt. Ein Zoom mit 600mm Endbrennweite bei passabler Bildqualität, einigermaßen schnellen AF und Bildstabilisator hat es bis dato nicht gegeben, schon gar nicht in dieser Preisklasse. Ich dachte, ein besserer Kompromiss von Brennweitenbereich/Gewicht/Qualität und Preis wird kaum machbar sein.

    Beim Durchblättern einer Fotozeitschrift bei meinem Fotohändler bemerkte ich so nebenbei, dass Nikon ein 200-500/5,6 auf den Markt gebracht hat, noch dazu für einen sensationell günstigen Preis. Ich staunte nicht schlecht, vom Brennweitenbereich allerdings wäre das Tamron ja immer noch interessanter. Nach einiger Recherche haben mich die guten Berichte über das Nikkor jedoch überzeugen können, eines zu bestellen.


    Erste Eindrücke:

    Erfreulicherweise wirkt das Objektiv trotz Kunststofffassung solide und hochwertig, sieht irgendwie aus wie ein verkleinertes 4/500VR. Die relativ kompakten Abmaße und das moderate Gewicht machen die Linse zu einem flexiblen Arbeitsgerät. Die Gummilippe am Bajonett verhindert ein Eindringen von Feuchtigkeit und auch sonst scheint das 200-500 gut gegen äußere Einflüsse geschützt zu sein. Bei der abnehmbaren Stativschelle gibt es überhaupt nichts zu bemängeln, die ist stabil ausgeführt und es reicht schon eine halbe Umdrehung an der Feststellschraube, um sie ausreichend zu fixieren. Der breite Zoomring läuft sehr geschmeidig und lässt sich wunderbar bedienen, und der Fokusring dreht sich ebenfalls butterweich, mir ist nur ein geringer Totgang aufgefallen. Um ein unbeabsichtigtes Hinausfahren des inneren Tubus beim Tragen zu verhindern, lässt sich der Zoomring fixieren.


    In der Praxis:

    Mit angesetzter Kamera wird das Grinsen immer breiter, haptisch wirklich erste Sahne, es macht ganz einfach Freude mit diesem Objektiv zu arbeiten. Gut ausbalanciert ermöglicht es intuitives Arbeiten, mit seinen 2,3kg (inkl. Stativschelle) geht das auch problemlos über längere Zeit freihand. Als ich das erste Mal durch das Prisma blickte, fiel mir sofort der extrem stabilisierende VR auf, ein so festgenageltes Sucherbild hab ich noch bei keinem anderen Objektiv bemerkt. Es gibt 2 Betriebsarten, "Normal" ist eher für ruhende Motive gedacht. Neu ist die Betriebsart "Sport", diese ermöglicht auch schnelles Mitziehen, ohne dass der VR dabei springt. Durch das ruhigere Sucherbild wird auch das Verfolgen von beweglichen Motiven erleichtert. Ein Gewinn von vier Blenden ist durchaus realistisch.

    Das Zoomen funktioniert ganz gut, nur muß man für den ganzen Brennweitenbereich zumindest 2x umgreifen. Der AF ist trotz Blende 5,6 sehr flott (wenn auch nicht so schnell wie die lichtstärkeren Festbrennweiten) und zuverlässig, kein Pumpen oder Fehlfokus. Damit sollte es auch möglich sein, schnell bewegte Motive zu verfolgen. Der Fokusbereich lässt sich noch dazu auf 6m - unendlich begrenzen. Sogar mit dem 1,4x Konverter funktioniert der AF noch recht gut, nur sollten dann die mittigen AF Felder gewählt werden, sonst kann er schon mal streiken.

    Hervorzuheben ist auch die sehr gute Naheinstellgrenze von nur 2,2m über den ganzen Zoombereich. Damit ist es auch möglich Kleingetier von der Weite einzufangen oder sonstige Details aus der Natur zu isolieren. Zwischenringe erlauben sogar noch größere Abbildungsmaßstäbe. Die Hintergrunddarstellung fällt ebenfalls positiv auf, begünstigt durch die neun abgerundeten Blendenlamellen wirkt das Bokeh sehr gefällig.


    Vergleichsbilder Nikon D800 mit Nikkor600VR/Nikkor200-500/Tamron150-600 - 100%Crop :


    Optische Eigenschaften:

    Besonders gespannt war ich natürlich auf die Bildqualität des 200-500. Schon die ersten Aufnahmen mit der D750 und D800 waren sehr vielversprechend. Je mehr ich damit arbeitete, desto mehr wurde mir klar, welchen großen Treffer da Nikon gelandet hat. Schon bei Offenblende super Auflösung und Kontrast, nur ein geringer Abfall zum Rand. Selbst bei 500mm liefert das Objektiv tadellose Ergebnisse. Das Beste kommt aber noch, nicht einmal mit dem 1,4x Konverter und Offenblende zeigt es Schwächen, nur minimale Einbußen bei der Abbildungsleistung, ein Abblenden verbessert nochmals den Kontrast, ist aber nicht zwingend notwendig. Mit Konverter sind immerhin 700mm Brennweite möglich.
    Das Tamron 150-600 kann schon bei 500mm nicht ganz mithalten, bei 600mm ist es deutlich schwächer als das Nikon bei gleicher Brennweite (mit 1,4x Konverter), selbst abgeblendet.
    In der Euphorie habe ich das 200-500 gegen das 600VR antreten lassen und wurde auch hier nicht enttäuscht. Das Zoom ist praktisch gleich auf, es sind nur sehr geringe Unterschiede zu bemerken - auch mit Konverter - unglaublich!

    Die nächste positive Tatsache ist die gute Abbildungsleistung auf größere Aufnahmedistanzen. Hier schwächeln viele Zooms, auch das Tamron 150-600, nicht aber das 200-500!
    Für mich wird das 4/500 VR (das ich bereits verkauft habe) für die Tierfotografie dadurch relativ uninteressant und das 4/200-400 total entzaubert. Dieses kostet das dreifache, ist um fast 1kg schwerer und ist bekannt für mangelnde Schärfe auf größere Entfernungen.
    Das AF-S 80-400 ist allenfalls wegen der 80mm Anfangsbrennweite, dem niedrigeren Gewicht und den kleineren Abmessungen interessant. Werden die 500mm oder mehr jedoch öfters benötigt (was bei mir meist der Fall ist), hat man mit dem 200-500 die besseren Karten.

    Eine interessante Tatsache betreffend 1,4x Konverter:
    Ich bin schon lange in Besitz des TC-14E AF-I Konverters. Er hat denselben optischen Aufbau wie der TC-14E II und unterscheidet sich nur durch eine andere Linsenvergütung. Da ich mir vom neuen TC-14E III noch eine Steigerung erwartete, testete ich diesen auf dem 200-500 und dem 4/600VR. Das Ergebnis war einigermaßen verblüffend. Der "alte" AF-I Konverter lieferte die besseren Bilder, vor allem bei Offenblende. Möglicherweise hab ich eine "Gurke" erwischt, was den neuen TC-14E III angeht, daher werd ich bei Gelegenheit einen Anderen testen.


    Nikon D800 + AF-S 200-500mm + TC-14E @700mm 1/1250s F8 800ISO :



    Fazit:

    Auch wenn anfangs der Brennweitenbereich nicht ganz so interessant klingt (die 150-600mm Zooms von Tamron und Sigma haben nach unten und nach oben mehr Zoombereich), das Nikkor 200-500mm ist ein echter Knüller und für mich konkurrenzlos. Die Nikon-Ingenieure haben da einfach alles richtig gemacht, Mängel fallen mir da beim besten Willen keine ein. Alles in allem ist es überall etwas besser als das schon sehr gute Tamron (ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell getoppt wird), darum muss dieses auch weichen.
    Die Abbildungsleistung hat bei meinem Exemplar über den gesamten Brennweitenbereich schon bei f5,6 annähernd Festbrennweitenniveau, der AF funktioniert für die meisten Situationen ausreichend schnell (leichte Einschränkungen gibt es nur mit Konvertern). Bei Verwendung des TC-14E erhält man 700mm Brennweite bei Blende 8, selbst in dieser Konstellation ist Auflösung und Kontrast tadellos.
    Mit 2,3kg ist es flexibel einsetzbar, noch gut tragbar und Dank festgenageltem Sucherbild durch den effektiven VR sind Freihand-Aufnahmen ein Kinderspiel. Für mich ein absolutes Traumobjektiv!


    Hier noch einige Beispielbilder, viele davon mit angesetztem TC-14E: