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Licht

  • sehr hohe Abbildungsleistung
  • Bildstabilisator
  • schneller AF-S Motor
  • Eingreifen in AF möglich
  • guter Nahbereich
  • super Verarbeitung, robust


Schatten

  • Verzeichnung bei 16mm
  • Randunschärfe bei 16mm und 35mm


AF-S Nikkor 16-35 1:4G ED

05 2014

Das Nikon 2,8/17-35 hat mir ja schon länger treue Dienste geleistet, sei es für Reportagen oder sei es für Landschaftsaufnahmen. Interessant hörte sich dann aber schon das neue 4/ 16-35VR an - zwar eine Blende lichtschwächer, aber dafür mit einem Bildstabilisator ausgestattet.


Erste Eindrücke:

Erhofft hatte ich mir ein leichtes WW-Zoom wegen der Anfangsblende 4, soweit das Wunschdenken. Mit seinen 680g ist es jedoch gerade einmal 65g leichter als das 17-35, vom Packmaß sogar größer (länger). Anscheinend braucht der VR auch etwas Platz. Immerhin ist es etwas kleiner als das 2,8/24-70mm - als kleiner Trost.

Es ist sehr robust gebaut, anders als beim 24-70 fährt beim Zoomen kein innerer Tubus heraus. Einige Außenteile der Fassung sind zwar aus Kunststoff, das hat wiederum den Vorteil, dass es bei Kälte angenehmer zu bedienen ist. Die tulpenformige Streulichtblende trägt nur wenig auf. Beide Einstellringe sind ausreichend breit und laufen butterweich. Beim Autofokus gibt es nichts zu bemängeln, der verrichtet treffsicher, leise und schnell seine Arbeit.


Optische Eigenschaften:

Getestet wurde mit der D800, die bekannterweise anspruchsvoll bei den Objektiven ist. Da das neue 16-35 als Ersatz für das 2,8/17-35 gedacht war, sollte es zumindest gleichwertig von der Abbildungsleistung sein. Spannend war für mich vor allem die Frage, ob auch hier, wie bei den meisten anderen Neuerscheinungen von Nikon in letzter Zeit, die Offenblendleistung verbessert werden konnte. Glücklicherweise trifft das auch beim 16-35 voll zu! In dieser Disziplin ist es dem 17-35 in allen Brennweiten deutlich überlegen. Abblenden verbessert die Randschärfe noch sichtbar. Bei der Anfangsbrennweite ist es sogar in der Mitte, offen sowie abgeblendet schärfer. Insgesamt ist die Schärfeverteilung homogener, es gibt natürlich einen Abfall zum Rand hin, auch noch abgeblendet, das ist aber beim 17-35 selbst abgeblendet noch stärker sichtbar. Insgesamt hab ich den Eindruck, dass es an den Endbrennweiten (vor allem am Rand) am schwächsten ist, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ich finde diese Tatsache insofern interessant, da dem 17-35 immer wieder die etwas besser Schärfe nachgesagt wird. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Möglicherweise ist eine Serienstreuung nicht ganz auszuschließen.

Bei 16mm vignettiert es bei Offenblende deutlich, das ist aber schon eine Stufe abgeblendet kaum mehr sichtbar. Bei allen anderen Brennweiten ist das weit weniger ausgeprägt. Ähnlich verhält es sich mit der Verzerrung, die ist bei 16mm schon sichtbar, im übrigen Brennweitenbereich aber vernachlässigbar. Was mir aber aufgefallen ist, bei Aufnahme im Wald war in den Baumkronen, die ich gegen den Himmel fotografiert habe, öfters ein Schleier zu sehen, ich werde der Sache noch auf den Grund gehen. Ansonsten konnte ich keine Probleme entdecken, was die Reflexanfälligkeit angeht.

Durch die geringe Naheinstellgrenze von 29 cm kann man Motiven sehr nahe rücken und sie gut in Szene setzen. Der Bildstabilisator ist eine echte Bereicherung, da es immer wieder Situationen gibt, in denen ein Aufstellen eines Statives aus Zeit- und Platzgründen unmöglich ist. Das ist jetzt nicht mehr weiter tragisch, denn selbst mit 1/10 Sekunde sind scharfe Aufnahmen zu schaffen.

Im Vergleich zum Nikon 2,8/14-24 wird das 16-35 punkto Verzerrung und Randschärfe wahrscheinlich das Nachsehen haben. Klar, ich werde die theoretisch mögliche Auflösung einer D800 am Bildrand nicht ausschöpfen können, aber was habe ich davon, wenn ich am 14-24 keine Filter montieren kann und bei diversen Reportageeinsätzen, bei denen es auch schon mal weniger zimperlich zugeht, Angst um die ungeschützte, nach vorne gewölbte Frontlinse (die übrigens dadurch auch reflexanfälliger ist) haben muss? Abgesehen davon ist es größer und deutlich schwerer als das 16-35, daher auch nicht die erste Wahl für Fototouren.


Hier einige Beispielaufnahmen:


Fazit:

Mit dem AF-S 16-35/4 VR ist Nikon ein tolles Update des schon in die Jahre gekommenen 2,8/17-35mm gelungen. Für ein Weitwinkelzoom ist es schon bei Offenblende am Rand sehr scharf, hier ist es dem 17-35 deutlich überlegen. Die eine Blende weniger wird man kaum vermissen. Der VR ist eine deutliche Aufwertung - damit steigt die Vielseitigkeit eines Weitwinkelzooms enorm. Sieht man von den beiden Schwachpunkten bei 16mm, der starken Vignettierung bei Offenblende und der tonnenförmigen Verzeichnung, ab - was sich glücklicherweise beides mit nur einem Klick beim Postprocessing leicht beheben lässt - erhält man mit dem AF-S 4/16-35 ein sehr brauchbares Weitwinkelzoom, das auch gegenüber dem optisch hervorragenden Nikon 2,8/14-24 durchaus seine Vorzüge hat.